Mitte Juni 2019 fingen wir so langsam an unser Hab und Gut zu verpacken. Unser Umzug stand an und 50 leere Umzugskartons wurden nach und nach gefüllt. In der Wohnung sah es immer mehr nach Chaos aus und wir suchten uns die Wege zwischen den Kartons hindurch. Unglaublich was sich in einem Zweier-Haushalt ansammelt. Aber die Zeit zum großzügigen Aussortieren hatten wir nicht.
Für mich war diese Zeit eine harte Prüfung, die ich letztendlich noch nicht bestand. Anfangs konnte ich mir meine Kraft noch gut einteilen und mein Zustand war für meine Verhältnisse OK. Aber wir mussten doch einige Aufgaben erledigen, während denen ich nicht sofort aufhören konnte, wenn mein Körper mir sagte, dass es an der Zeit war für eine Pause. So zum Beispiel unsere Fahrt zum Wertstoffhof. Wir luden das Carsharingauto mit den unbrauchbaren Sachen voll und fuhren los. Schon der Verkehr auf der Straße war mir zu viel. Ich schaffte es nicht so richtig in der Entspannung zu bleiben und geriet in Stress. Wir hatten uns von jeder Menge Hausrat befreit und so war auf dem Wertstoffhof viel zu sortieren und zu tragen. Teilweise für mich viel zu schwer, obwohl mein Mann mir schon das meiste und schwerste ersparte. Mitten bei der Arbeit merkte ich wie Schwindel und Benommenheit, Bauchverkrampfung und flacher Atem sowie Kopfschmerzen sich in mir ausbreiteten. Tja, nun konnte ich nicht einfach mal fix aufs Sofa. Diese Aktion griff ab diesem Zeitpunkt wieder auf meine noch nicht vorhandenen Reserven zurück. Ein leichtes nervöses und auch verzweifeltes Gefühl machte sich in mir breit, dass sich mein Zustand nun wieder verschlechtern würde. Die letzten Monate achtete ich ja extrem auf ein ideales Energiemanagement und erntete auch besonders dadurch die Früchte. Aber nun überging ich wieder meine Körperbedürfnisse und ich hatte Angst, dass das gerade minimal zurück gewonnene Vertrauen meines Körpers in mich, durch diese Aktion wieder zerstört wurde.
Aber es standen noch weitere Herausforderungen an, zum Schlüsselübergabetermin der neuen Wohnung hatte mein Mann Probe im Theater und ich musste das übernehmen. Die neue Wohnung war recht dreckig und ich wollte sie noch reinigen, bevor der Umzug stattfand. Aber diesen Anspruch musste ich aufgeben. Ich entschied rigoros nur noch das Allernötigste zu tun.
Zwei Tage vorm Umzug war ich mega platt. Ich hatte nur noch Matschmuskeln, Benommenheit, meine Laune war leicht gereizt und ich regenerierte nicht mehr. Am Morgen vorm Umzug wachte ich früh morgens genauso erschöpft auf, wie ich am Abend vorher eingeschlafen war. Das war extrem deprimierend. Ich wollte eigentlich mit einer Freundin gemeinsam ein paar zerbrechliche Sachen und die Pflanzen schon in die neue Wohnung bringen aber ich sagte ab und verbrachte den Vormittag im Bett. Es gab eigentlich noch soviel zu tun aber es war einfach nichts möglich…
Am Umzugsmorgen kam die Umzugsfirma und baute uns beim Frühstück quasi unterm Hintern die Küche ab und die Kartons verließen schwebend mit dem Umzugslift unser zu Hause der letzten 6 Jahre. Irgendwie ein trauriger Moment obwohl ich mich auch sehr auf die neue Wohnung freute. Ich war mega platt aber nun war für mich nichts mehr zu tun, außer jedes leer geräumte Zimmer einmal zu saugen. Ich aß in diesen Tagen viel Eiweiß besonders Fisch und Eier, das gab mir Energie zurück. Auch Ingwer war immer mit dabei und ich kaute ihn zwischendurch roh, um irgendwie diesen Tag durchzustehen. Kurz nach Mittag verließen wir die leere Wohnung und fuhren die 20min in unser neues Domizil.



Nachmittags konnte dann mein Mann übernehmen und als die Umzugsfirma unsere Matratzen herausgab, war ich auf nimmer Wiedersehen verschwunden. War ich platt! Ich saugte nur kurz das Zimmer (ich befand mich irgendwie in einer Art Trancezustand, denn ich fühlte meinen Körper nicht mehr), positionierte meine Matratze und schlief sofort ein. Die größte Arbeit war getan und so konnte ich in den nächsten Tagen etwas Luft holen.
Dummerweise trank ich weiter meine chinesischen Kräuter und hatte nicht bemerkt, dass ich die Rezeptur hätte längst anpassen müssen. So trank ich über mehrere Tage eine Mischung, die nicht mehr passte und schwächte mich damit zusätzlich. Ich merkte das nur viel zu spät! Ich war auch wütend auf mich selbst, dass ich meine Achtsamkeit noch nicht besser lenken konnte. Aber so waren diese Tage nochmal eine sehr intensive Lektion.
Knapp zwei Wochen später wollten wir in den Urlaub fahren. Mein Mann hatte extra ein Mietauto reserviert, weil ich kräftemäßig zu keiner anderen Fortbewegungsart fähig war. Drei Tage nach dem Umzug war ich nochmal so schwach geworden, dass ich den Weg zum Einkaufen nicht schaffte. Nur einen klitzekleinen Spaziergang konnte ich täglich unternehmen. Das war ein Rückschritt! Und dieser innerhalb von nur einer Woche. Ich war mal wieder in ein richtiges Loch gefallen. Trotzdem versuchte ich einige kleine Einrichtungsarbeiten, denn dieser Ausnahmezustand mit den Kartons überall setzte mir ebenfalls zu. Ich brauchte dringend Wohlfühlatmosphäre. So konnte sich mein Zustand natürlich auch nicht verbessern und ich machte mir Gedanken, was mit unserem Urlaub werden würde. Ich war kurz davor abzusagen und meinen Mann allein loszuschicken. Aber da durchfuhr es mich auf einmal wie ein Blitz und ich hatte die Energie mir sehr eindringlich zu sagen:
„Nein! Ich fahre in den Urlaub und lasse mir das nicht schon wieder durch die Krankheit vermiesen!„
Ich sagte innerlich diesen Satz so eindringlich, dass ich das Gefühl hatte, dass meine Krankheit auf einmal Angst bekommen hatte. Sie hatte sich einschüchtern lassen! Innerlich krempelte ich wie so oft schon wieder die Ärmel hoch und ich dachte nur noch daran, wie ich so gut es ging noch zu möglichst viel Kraft finden und der Urlaub damit so schön wie nur möglich werden konnte. Durch Zufall stieß ich im Internet auf ein kostenloses Online-Seminar mit dem provozierenden Titel: „Hör auf krank zu sein!“ Wow, 7 Tage lang erhielt ich jeden Tag neue Denkaufgaben und die gingen richtig ans „Eingemachte“ aber ich machte jeden Tag meine Hausaufgaben und die neuen Denkanstöße taten mir unglaublich gut und nährten meinen Kampfgeist. Es war für mich ein willkommenes Mentaltrainingsprogramm und da ich mich überhaupt nicht davor scheute auch meine „Leichen im Keller“ anzuschauen brachte mich das ein enormes Stück weiter. Außerdem kümmerte ich mich wieder ganz intensiv um meine Kräuter und änderte wieder sofort, wenn ich merkte es passte nicht. Ich wiederholte jeden Tag meine Kampfansage, dass ich mich von meiner Krankheit nicht abhalten ließ jetzt in den Urlaub zu fahren.
Zwei Tage vor der Abreise gelang es mir eine Rezeptur zu erstellen, die mich sehr deutlich stärkte. Ich war überglücklich! So konnte ich noch ein paar Urlaubsvorbereitungen treffen und trank meine Mischung in doppelter Dosis. Herrlich war das! Das wäre eigentlich wirklich das „Kleine Kräuterhexendiplom“ wert gewesen!
Am Anfang des Urlaubs war ich noch sehr schwach aber wir waren so viel draußen an der frischen Luft und letztendlich einige Tage an der Ostsee am Strand, wo ich hemmungslos faul herumliegen konnte. Ich legte äußerstes Augenmerk auf mein Mentaltraining und entspannte mich in diesen eigentlich immernoch fürchterlichen Zustand hinein. So konnte ich annehmen was gerade war und diese Entspannung tat mir sehr gut.
Den ganzen Urlaub lang wiederholte ich innerlich den Satz wie ein Mantra:
„Mein Körper findet hier und jetzt zu seiner natürlichen Funktionsweise zurück!“
Ich ließ überhaupt keine negativen oder zweifelnde Gedanken zu und unterbrach sie sofort mit dem Aufsagen meines Mantras. Stellte mir vor wie die Natur draußen meinen Körper durchflutet und er so wieder zu seiner Natur zurückfindet. Mit jedem Tag wurde ich spürbar wieder stärker und wir konnten den Urlaub immer mehr genießen. Letztendlich verbrachten wir trotz Einschränkungen einen tollen Erholungsurlaub am Meer. Mich verblüffte, wie sehr es möglich war trotz der vielen Symptome, die ich seit dem Umzug wieder spürte zu solch einer starken innerlichen Entspannung zu finden.






Ein heftiger Drang befiel mich noch viel mehr mental arbeiten zu wollen.
Aber jetzt war ersteinmal Natur einsaugen dran…