Ende Juni 2018 war ich kräftemäßig so stark wie schon lange nicht mehr. Das genoss ich sehr. Ich hatte zwar weiterhin Kopfschmerzen und Verdauungsstagnation mit eigenartigen ertastbaren Klumpen im Bauch, meine Arme und Beine starben sehr schnell ab und meine Aufnahmebereitschaft war weiterhin nahe null. Aber mehr Energie war für mich ja bekanntlich immer schon Gold wert. Aber der Nachtschlaf war wieder unruhiger geworden. Ich genoss trotzdem die Zeit und traute mich auch ab und zu eine klitzekleine Runde auf dem Fahrrad zu drehen. So gern ließ ich mich dann von dem Glücksgefühl berauschen, was dann meinen ganzen Körper einhüllte. Aber so schön wie das war, so brachte es leider meine ganzen gefühlten Blockaden nicht in Gang. Ich fühlte mich wie eine Maschine, die aus lauter Zahnrädern bestand, die jedoch nicht geölt waren. Verrostet und festgeklemmt. In manchen Zahnrädern schien sogar eine Stange zu stecken, was das Ganze völlig blockierte. Das war alles noch nicht so in dem Topf, wo es kochen sollte. Wann begann es endlich wieder zu fließen in mir? Alles war wie festgebacken und strengte so stark an. Konnte nicht mal jemand die Handbremse lösen? Zwischendurch probierte ich immer wieder auch mal ohne chinesische Kräuter auszukommen. Das längste, was ich schaffte waren 10 Tage. Dann wurde es stündlich schlechter und ich fühlte mich, als würde der ganze Stoffwechsel anhalten und ich innerlich immer mehr vermüllen. Ja, dieses Gefühl „in mir ist alles voller Müll“ war noch sehr vorherrschend. Die Verstopfung so gravierend, aber Laxantien machten das Ganze noch schlimmer. Früher probierte ich sogar Sennesblättertee aus. Normalerweise pfeift der durch und macht alles frei. Bei mir passierte überhaupt nichts. Alles, was ich zu mir nahm schien in mir unverarbeitet drin zu bleiben. Ein eigenartiger Umstand. Ein Rätsel, was noch gelöst werden wollte.
Mit der Rezeption der Ärztin aus der Klinik kam ich dann immer schlechter zurecht. Wir konnten im Sommer schon ein bisschen eine Art Urlaub machen aber meine Symptome wurden allmählich immer mehr und das frustrierte mich. Unruhe, Schwäche, Klumpen im Bauch, Kopfschmerzen und auch Benommenheit kehrten zurück. Ich hatte keine Lust mehr auf die Überraschungsrezepturen aus dem Ambulanzzentrum der Klinik. Aber ohne Kräuter kam ich auch nicht weiter, das hatte ich oft genug ausprobiert. Irgendwas musste passieren und ich hatte große Lust bekommen, das mit den Kräutern nun auch einmal selbst zu probieren. Ich hatte soviel über TCM-Diagnostik, Arzneidrogen und Syndrome gelernt und außerdem soviel Kräutertrinkerfahrung, sollte ich nicht endlich den Mut haben es auszuprobieren?