Die ersten Wochen nach meinem Klinikaufenthalt waren erstmal eine große Umstellung. Ich hatte mich so daran gewöhnt, dass ich mich nicht ums Essen kümmern musste. Und jetzt war das für mich ein extremer Zeitaufwand. Ich kochte drei Mal täglich und besaß noch keinerlei Routine und machte es mir am Anfang noch zu schwer. So war mein Tag damals mit QiGong, Essen kochen, Dekokt zubereiten, einem Spaziergang oder einem Gang zum Supermarkt schon ausgefüllt. Ich musste mich auch noch viel ausruhen und mein Sofa war mein bester Freund. Irgendwie empfand ich meine Hausaufgaben, die ich von der Klinik mitgebracht hatte als meine derzeitige Arbeit. Ich achtete sehr darauf, dass ich mich nicht übernahm. Zu oft schon bedeutete das einen starken Rückfall, den ich nicht mehr erleben wollte. Auch das war eine Übung für mich herauszufinden wieviel ich aktiv sein konnte, dass es mir nicht schlechter ging. Ruhte ich mich zuviel aus ging es mir auch nicht gut. Ich musste also eine gute Balance finden. Ganz leichtes Laufen und Liegen waren für mich am angenehmsten.
Ab und an entdeckte ich auch das Trockenbürsten für mich. Das war entspannend und belebend. Meine Atemübungen praktizierte ich mehrmals täglich. Das war nicht anstrengend, ich musste nur daran denken es zu tun. Ich merkte, dass mir das auch Energie schenkte.
Alles in allem waren meine ersten Wochen davon geprägt herauszufinden, wo ich Energie einsparen konnte, um sie für mich zu behalten. Im Denken fand ich besonders viel Einsparpotenzial. Meine Küchenarbeit wurde auch effektiver.
Die Dekokte, die ich weiterhin durch meinen Ambulanzarzt der Klinik verschrieben bekam (wir telefonierten fast jede Woche einmal und er passte nach meinen Beschreibungen die Rezepturen an) hatten mich in eine neue Phase gebracht. Ich nenne diese Phase „Phase II“. Die Verdauung war auf einem niedrigen Niveau aber stabil und auch sonst hatte ich endlich nicht mehr so starke Aufs und Abs. Und was ganz neu war: die fast täglichen Halsschmerzen. Ab und zu hatte ich auch Gliederschmerzen. Es führte nie richtig zum Infekt immer waren die Infektsymptome nur latent im Hintergrund. Manchmal waren sie völlig weg, dann wieder leicht vorhanden. Das wechselte manchmal stündlich. Ich mochte die Rezepturen der Klinik sehr. Es waren wenig Kräuter in einer Rezeptur und eine überschaubare Grammzahl. Ich merkte sofort, wenn mir ein Kraut darin nicht gut tat. Und so passten wir meine Mischungen ziemlich häufig an. Es war eine gute Zusammenarbeit mit dem Ambulanzarzt der Klinik, der auf meine Wünsche absolut einging. Später machte ich auch selbst Vorschläge, wie eine Anpassung aussehen könnte oder was ich dachte, was gerade dran war. Er realisierte alles für mich. Das war somit auch schon eine tolle Lernerfahrung. Ich lernte ab hier ganz viele Kräuter in ihrer Wirkungsweise auf meinen Körper kennen und ich notierte mir alles sehr sorgfältig.
Wobei mir die Kräuter in dieser Zeit am meisten halfen, war den immer noch nach jeder Mahlzeit entstandenen „Müll“ wegzuräumen. Das war eine enorme Hilfe. Außerdem wurde durch sie meine Stimmung ausgeglichen und ich hatte keine Spur mehr von Angst. Dagegen half natürlich auch sehr die tolle Aufklärung der Klinik über die Kräuterbehandlung und die Diagnose in der ich mich wirklich wiederfand. Außerdem hatte ich nie mehr den vernebelten Blick, schlief bedeutend besser, die Benommenheit hatte sich deutlich verbessert und meine Periode setzte wieder ein, nachdem sie ein gutes halbes Jahr ausgeblieben war. Wenn ich Kopfschmerzen hatte, kochte ich mir eine Rezeptur, die ich extra dagegen immer vorrätig zu Hause hatte. Davon musste ich dann sehr viel trinken aber sie half!
Was mir zusätzlich zu viel Entspannung verhalf war, dass ich endlich eine Hausärztin gefunden hatte, die sich mit dem Thema CFS beschäftigt hatte und mich unterstützte. Sie war interessiert, was ich da in der Klinik erlebte und verstand, dass ich dieses Therapiekonzept nun weiter verfolgen wollte. Ich musste nie mehr um Verständnis bei ihr ringen und wurde von ihr weiterhin krankgeschrieben. Das war eine enorm große Hilfe für die ich äußerst dankbar bin!
Außerdem stand mein Ehemann weiterhin absolut zu mir auch wenn es für ihn sicher mit am Schwersten war, das alles mitzuerleben und mitzutragen. Aber seine absolute Zuversicht, dass ich etwas finden würde, was mir half, war mir eines der größten Geschenke in dieser schwierigen Zeit. Ich war mir schon damals sicher, dass wir eines Tages alles Versäumte nachholen würden und ich war trotz aller Umstände immer voller Vorfreude auf diese Momente.
Dieser Aufenthalt in der Oase war für mich DER Wendepunkt in meiner Krankheitsgeschichte. Endlich wusste ich was das Problem war, hatte Werkzeuge zur Verfügung bekommen, um mir selbst zu helfen und die Kräuter fingen mich auf, dass es nicht mehr weiter bergabwärts ging. So allmählich nahm ich auch wieder ein paar Kilo zu und das schenkte mir viel Hoffnung.