23. Bilder, Gedanken, Erinnerungen

Worum ich mich neben der medizinischen Behandlung selbst kümmern konnte, war die Gefühls-, Gedanken- und Erinnerungsebene meines „Gesamtpakets“. Ich wusste durch die Vorträge, dass in unseren Körpern eigentlich kein Mangel herrscht. Wir lebten in einer Überflussgesellschaft und so sah es auch in unseren Körpern aus. Wenn mein Körper also mit Eindrücken, Erinnerungen, unverarbeiteten Erlebnissen, Umweltgiften, Nahrungs- und Tablettenrückständen und unverdauten Infekten zu tun hatte, war es allerhöchste Zeit aufzuräumen. Mir wurde bewusst, dass da ein riesiger Berg Arbeit auf mich wartete. Jetzt wusste ich auch warum die Klinik so abgelegen war. Hier hatte man gar keine andere Wahl als sich endlich einmal NUR mit sich selbst zu beschäftigen und zu sich selbst zu finden. Man war sich hier schonungslos ausgeliefert und die Natur, die Ruhe und das ganze Klinikkonzept unterstützten diesen Vorgang sehr.

Die erste Aufgabe, die ich mir selbst stellte, war herauszufinden, was in mir drin unverdaut geblieben war. Über die Infekte, die ich unwissentlich mit Tabletten oder falscher Ernährung und mangelnder Ruhe unterdrückte, war ich mir schon schmerzlich bewusst geworden. Aber da war noch mehr. Das selbstgemalte Bild von mir was ich nach mehreren Tagen fertigstellte war eine große Hilfe, denn durch das intuitive Malen kamen viele Erkenntnisse dazu. Am Bildrand waren unter anderem Tränen einer früheren gescheiterten Ehe, eine Uhr, die verlorene Zeit darstellte und ein roter dicker Blitz für das Mobbing, was ich an einem früheren Arbeitsplatz erlitten hatte. Genauso waren da aber auch Kanülen von Impfspritzen, eine Flasche Nasenspray, jede Menge Kopfschmerztabletten und eine Getränkedose auf der ALU zu lesen war. Bei diesem Bild konnte man nicht mehr behaupten, meine Krankheit sei rein psychosomatischer Natur. Und genauso wenig war sie rein somatisch. Dort wurde ganz klar aufgezeigt, dass alles miteinander zusammenhing. Auch die chinesische Diagnose kennt unter anderem die Problematik nur als „Schleim“. Dieser entsteht durch schlechte Gedanken, unpassende Ernährung und schlechten Angewohnheiten genauso wie durch zu viel Antibiotika, chronische Infekte, Tabletten etc. und verbindet sich irgendwo tief im Körper zu einer zähen Masse, die alle lebenswichtigen Leitungen blockiert. Oder macht Gelenkschmerzen oder Arthrose oder Entzündungen oder Verdauungsblockaden oder Migräne und ganz am Ende Krebs. Wer sieht da noch durch? Nicht mal der eigene Körper, der an diesem ganzen Müll erstickt…

Diesen ganzen alten Schleim galt es also für mich jetzt erst einmal zu identifizieren. Und mir war klar, dass ich das nur selbst konnte. Je ehrlicher ich zu mir selbst war, desto mehr Erkenntnisse und Erleichterung fand ich. Bei einem nachmittäglichen Spaziergang übers Klinikgelände kam dann besonders die Last einer Mobbingerfahrung aus der Vergangenheit zu Tage. Ich musste damals nur stark sein, hatte viel Gegenwind auszuhalten und schluckte diesen Ärger einfach nur hinunter, weil ich mich in dieser Zeit auch sehr allein fühlte. Es fehlten in dieser Zeit Mitmenschen, denen ich mich hemmungslos anvertrauen konnte und von denen ich Verständnis und Unterstützung erhoffen konnte. Ich hatte also niemanden, dem ich mal mein Leid so richtig klagen konnte. So war es im Nachhinein für mich leicht nachvollziehbar, dass all das Heruntergeschluckte irgendwo im Körper blieb. So lange, bis es „verdaut“ werden konnte. Dieser Augenblick war jetzt gekommen. Ich schämte mich meiner vielen Tränen allein nur zu diesem Thema überhaupt nicht. Und jeder, der schon einmal richtig schluchzend geheult hat, weiß, dass man dann auch die Nase schneuzen muss. Und was kommt da heraus? Genau das was heraus soll: Schleim…. So gab ich mich meinen Emotionen voll hin und merkte dann, wie Ruhe in meinem Kopf einkehrte. Die Tränen versiegten, ich war zwar völlig fertig und erschöpft aber irgendwie war ich doch etwas erleichtert. Die Schonungslosigkeit mit der ich mein Allerinnerstes anschaute kostete mich anfangs Überwindung aber dann wurde es zur Genugtuung es aus mir heraus in die Freiheit zu entlassen. Von diesem befreiten Gefühl danach wurde ich regelrecht süchtig und das Dazu-überwinden-müssen schwand zugunsten eines ganz starken Bedürfnisses.

Genauso verfuhr ich auch mit anderen Themen, die so aus dem Untergrund in dieser Zeit an die Oberfläche wollten. So konnte ich zumindest von den unverdauten Emotionen Einiges loswerden.

Einige Tage später lief ich wieder durchs Gelände und forschte in mir drin, ob sich noch etwas zeigen wollte, was verdaut werden müsste. Diesmal waren es nicht die Emotionen sondern ein Gedanke an eine Vermutung, die Herr Emmat, mein Heilpraktiker vor meiner Fahrt in die Klinik äußerte. Das ließ mich auf einmal nicht mehr los. Da er damals auch sah, dass die Mitochondrientherapie mit den Infusionen nicht dauerhaft zum Erfolg geführt hatte, empfahl er mir einen Test auf Schwermetallbelastung zu machen. Falls es eine Belastung geben würde, wäre das eine sehr plausible Erklärung. Das Ausleitungsverfahren, die Chelattherapie, könnte ich bei ihm machen. Das war seine Vermutung, warum meine Mitochondrien nicht dauerhaft zu zuverlässiger Leistung zurückfanden. Während dieses Spaziergangs beschloss ich diesen Test zu machen, wenn ich wieder zu Hause war.

All das Aufräumen, was ich selbst machen konnte kam zur Ruhe und ich konnte mich wieder klarer meinen Akupunkturen und Körpertherapien hingeben. Nach der dritten Akupunktur und nach einer Woche in der Klinik mit täglicher Dosis an chinesischen Arzneidrogen bekam ich mehr Kraft. Besonders nach einer Akupunktur fühlte ich mich auf einmal kräftiger, weil mein Bauch sich währenddessen gut entspannen konnte. Ich feierte das gleich mit einem etwas größeren Spaziergang, da das Bleibeingefühl auf einmal deutlich weniger war. So konnte ich schon das erste Mal in die Weinberge hinabsteigen, die unterhalb der Klinik zum Spazieren einluden. Die Kräuterrezepturen regten sehr stark meine Verdauung an und nach jeder Einnahme fühlte ich mich stärker, gelassener und leichter. Auch das Gefühl nur Müll im Verdauungssystem zu haben verringerte sich und ein starkes Hungergefühl stellte sich ein. Nachdem ich am ersten Tag kaum eine Runde um die Klinik laufen konnte, schaffte ich nach zwei Wochen schon die doppelte Entfernung. Das waren alles minimale Schritte aber trotzdem freute ich mich über jedes kleine verschwundene Symptom, was mich in den letzten Monaten so extrem zu Fall gebracht hatte. Und wieder kam die Bestätigung, dass die chinesischen Kräuter, die Akupunktur, die Körpertherapien und die Ernährungstipps eine starke Wirkung hatten und ich mich auf einem wunderbaren Weg befand.

Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen hatte hier ein Ende genommen. Auch mit der schulmedizinischen Diagnose, die hier in der Klinik zum ersten Mal vermutet wurde, hatte das Ganze endlich einen Namen:

Postvirales Chronic Fatique Syndrom

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