22. Langsam kommt Licht ins Dunkel

Neben den ganzen individuellen Gesundheitsterminen hatten wir in der Klinik auch die Möglichkeit an verschiedenen Vorträgen teilzunehmen. Alles war freiwillig aber wer sich einigermaßen fühlte, brach zu den angegebenen Zeiten ins „Panoramazimmer“ auf, um dem Vortrag zu lauschen. Das Zimmer machte seinem Namen alle Ehre, es hatte diese atemberaubende Aussicht vom Plateau herunter in die scheinbar endlose Ebene. Wolken zogen wild durcheinander, türmten sich auf, verschluckten die Sonne, um sie dann an anderer Stelle wieder neu erstrahlen zu lassen. Die riesigen Fenster dieses Gemeinschaftszimmers luden zum richtigen Fernsehen ein.

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Wir erfuhren so viel über Gesundheit und wie wir sie schützen konnten. Auch, wie all unsere Krankheit entstand und was wir konsequent verändern mussten, um eines Tages wieder gesund werden zu können. Der Chefarzt der Klinik hielt die meisten Vorträge. Besonders durch seine jahrelange Erfahrung wurde vielen von uns die Augen weit geöffnet, wie wir selbst an unserer Erkrankung mitgebaut hatten bzw. wie so manch chemische Tablette das Bewältigen der Krankheit nur hinausgezögert hat bis sie noch schlimmer werden musste, damit wir sie wieder spüren. Zudem war er überhaupt kein Freund des Begriffes Psychosomatik. Für ihn hing alles miteinander zusammen, es machte für ihn keinen Sinn eine Krankheit katalogisieren zu wollen, warum auch. Man konnte im Nachhinein nicht mehr feststellen, ob jahrelange negative Sichtweisen, Überarbeitung, unpassende Ernährung oder Impfungen, Operationen und Tabletten zur chronischen Krankheit führten. Jede Krankheit war ein riesiges unüberschaubares Gesamtpaket, die niemals nur eine Ursache hatte und sich über viele viele Jahre anbahnte.

Ich versuchte wirklich alle angebotenen Vorträge während meines Aufenthaltes mitzunehmen. Auch wenn ich von Benommenheit, Konzentrationsschwierigkeiten und körperlicher Schwäche geplagt war so wusste ich schon dort, dass diese Informationen äußerst wichtig für mich waren. Auch über die Wirkungsweise der Chinesischen Kräuter, von der Art die Diätetik als Heilnahrung anzuwenden und was Akupunktur im Körper macht, erfuhren wir mehr. Besonders die Diagnosemöglichkeiten und die spezielle Sichtweise der chinesischen Medizin auf die Krankheitsmuster interessierten mich brennend. Hier in der Oase konnte ich alle Grundlagen der chinesischen Medizin erlernen. Dabei half mir außerdem noch ein Buch über die chinesische Ernährungslehre, das ich mir mitgebracht hatte. Es war schon sehr wissenschaftlich aber während meiner langen Abende ohne Handy und Fernseher, wofür ich sowieso nicht aufnahmefähig gewesen wäre, beschäftigte ich mich hin und wieder mit diesem Buch. Das war auch der Beginn meiner Aufzeichnungen aller Kräuterrezepturen, die ich dort trank. So lernte ich mit den anschaulichen Sichtweisen der Chinesischen Medizin über Krankheitsbilder nicht nur die Grundlagen dessen, sondern konnte meinen Körper und seine Reaktionen viel besser verstehen.

Besonders beeindruckt hatte mich ein Vortrag über die chinesischen Kräuter und die Behandlungsmethoden der Klinik von einer Mitarbeiterin, die selbst als Patientin hierher kam. Die Klinik war gerade erst neu gegründet, da kam sie mit chronischer Rückenmarksentzündung im Liegerollstuhl in diese Klinik. Sie sagte den Ärzten, dass sie kein Geld hätte, sich behandeln zu lassen aber wenn es ihnen gelänge, dass es ihr besser ginge, würde sie die Buchhaltung übernehmen. Sie blieb dauerhaft in der Klinik. Nach eineinhalb Jahren brauchte sie den Liegerollstuhl nicht mehr und konnte einen normalen Rollstuhl benutzen. Nach drei Jahren konnte sie das erste Mal aufstehen. Sie wurde wieder richtig gesund und geht jetzt wandern, hält diese Vorträge und macht die Buchhaltung in der Klinik bis heute. Sie strahlte Lebensfreude und unendliche Dankbarkeit aus. Der Inhalt ihres Vortrages verschwand angesichts dieser unglaublichen Geschichte für mich im Hintergrund. Sie zeigte mir, dass man mit Beharrlichkeit, Geduld und Selbstdisziplin alles erreichen kann. Ich war voller Bewunderung für diese Frau.

Nun wollte ich aber noch viel genauer über meinen Körper Bescheid wissen. Was war schief gelaufen? Was war mein Gesamtpaket? Ich ahnte, dass ich auch das kleinste Puzzleteil dazu herausfinden musste, wenn ich meine Gesundheit wiedererlangen wollte. Der erste Schritt war für mich einmal ohne den Verstand zu benutzen, herauszufinden was meinen Körper belastete. Wie konnte ich das bewerkstelligen?

Ein Bild, das wars! Ich wollte visualisieren, wie es im Inneren meines Körpers aussah. Das war meine Lösung. Voller Enthusiasmus suchte ich im Panoramazimmer in dem auch Bastelsachen für die Bastelnachmittage aufbewart wurden nach einem großen Zeichenblock und Buntstiften.

Ich war wie besessen und malte ohne nachzudenken einfach drauf los.

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