18. Der Totalzusammenbruch

Der Sommer ging zu Ende und ich merkte zunehmend, dass mein Zustand sich ganz allmählich wieder verschlechterte. Ich hatte nun schon 8 Wochen keine Behandlung mehr bekommen. Weder Akupunktur, noch chinesische Kräuter waren meine Begleiter. Ich hielt es solange es mir doch relativ gut ging nicht für notwendig. Aber Ende August merkte ich, dass meine Nahrungsmittelunverträglichkeiten und die körperliche Schwäche wieder rasant zunahmen. Ein nervöser Durst kam zurück, ich konnte wieder dicke, zähe, festsitzende Stücken in meinem Bauch tasten, die sich weder vor noch zurück bewegten. Ich wusste, dass ich dringend Hilfe brauchte. Aber vielleicht diesmal nicht nur einen Therapeuten einmal wöchentlich, sondern diesmal schwebte mir etwas Intensiveres vor. Nach allem was ich ausprobiert hatte, konnte ich zunächst schon mit Gewissheit sagen, dass die Chinesische Medizin das Einzige war, was eine starke Wirkung auf meinen Zustand hatte. Wenn auch noch nicht so richtig durchschlagend und auch zu oft noch in eine unangenehme Richtung. Das schob ich aber eher auf die Therapeuten, die es vielleicht doch noch nicht so richtig durchschauten, was mit mir los war.

Anfang September hatte ich einen totalen Verdauungsstillstand. Nichts bewegte sich mehr in meinem Bauch und ich war so schwach, dass ich die Wohnung nicht mehr verlassen konnte. Ich schaffte es nicht einmal in die Nachbarwohnung zum Blumengießen. Es war ein Gefühl, als ob ich sogleich mein Bewusstsein verlieren würde. Das waren genau die Symptome, die ich ganz am Anfang hatte. Wieder dieses eigenartige Kribbeln im Kopf und am gesamten Oberkörper. Nachts konnte ich nicht schlafen, es war ein Gefühl als sei ich zu müde zum Schlafen. Es war deprimierend all diese Symptome wieder zu spüren. Und so heftig, dass ich mir sehr Mühe geben musste, um die Ruhe zu bewahren. Ich wollte gern in eine Klinik. Und so recherchierte ich mit letzter verbliebener Kraft im Internet nach Möglichkeiten sich in einer TCM-Klinik behandeln zu lassen. Es gab zwei Kliniken in Deutschland, die mit Hilfe dieser Heilkunst behandelten. Ich kontaktierte beide. Bei der einen hätte ich das über die Krankenkasse beantragen müssen, da die Behandlung in Einzelfällen von dieser sogar übernommen würden. Aber mit allem Bürokrams käme man auf eine Wartezeit von mindestens 8-9 Wochen. Das ging für mich überhaupt nicht. Ich brauchte JETZT SOFORT Hilfe. So rief ich in der Privatklinik an, die nach Rücksprache und kurzer Telefonanhörung durch eine dort arbeitende Ärztin gleich das Behandlungs-OK gegeben hatte. Ich brauchte nur zweieinhalb Wochen auf meine stationäre Aufnahme zu warten und fiel erstmal erschöpft zurück in mein Bett.

Um die Privatklinik bezahlen zu können kündigte ich meine Lebensversicherung, das sollte genau reichen für vier Wochen stationären Aufenthalt. Als alles organisiert war und ich noch etwas Wartezeit zu überbrücken hatte, belas ich mich weiter zur Ernährung nach TCM. Den Verdauungsstillstand konnte ich ein wenig lösen in dem ich mir mehrere Zucchini zu einem dicken Brei verkochte und den früh, mittag und abends einnahm. Das machte ich drei Tage, dann ging es mir leicht besser. Ich ließ mir Kürbis und Möhren einkaufen und verkochte diesen zu einem schönen Babybrei. Auch das bekam mir ganz gut. Ich konnte keine Steinzeiternährung mehr sehen und hatte überhaupt kein Verlangen mehr Fleisch zu essen. Da bei diesem Verdauungskraftmangel die chinesische Medizin sehr lang gekochten Reis empfiehlt, integrierte ich ab jetzt wieder Getreide in meine Ernähung. Wenn ich einige Regeln der Zubereitung und die Kombinationsregeln beachtete, bekam es mir sogar ausgesprochen gut. Mein Verdauungstrakt angefangen vom Magen fühlte sich feuerheiß und ausgetrocknet an. Da half auch trinken nichts. Ich hatte sogar das Gefühl, das bisschen Schleim auf der Schleimhaut, was noch existierte, mir mit Trinken auch noch weg zu spülen. Aber meine Varianten aus Babybrei, Hanfprotein mit weißem Basmatireis, den ich eine Stunde lang kochte, bekamen mir doch ausgesprochen gut und damit konnte ich die Zeit bis zur Aufnahme in die Klinik ohne Panik überbrücken.

Auch wenn ich überhaupt nicht wusste, was mich in der TCM-Klinik erwarten würde, so hatte ich doch ein äußerst gutes Gefühl. Dort würde rund um die Uhr jemand da sein, der meinen Zustand überwachte. Wir reservierten ein Auto für den 4. Oktober 2016. Ich packte einen großen Koffer und meine Gedanken verliefen sich an einen unbekannten weit abgelegenen Ort, an dem man mir vielleicht endlich besser helfen konnte, als bisher. Meine Hoffnung gab mir so viel Energie, dass ich trotz aller Umstände eine riesige Motivation besaß und froh in die Zukunft schauen konnte. Und kurz vor der Abreise in die Klinik kam sogar etwas Vorfreude auf.

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