16. Die chinesische Diätetik

Frühjahr 2016

Was wäre ich in dieser Zeit ohne das Internet. Ich zog mir nach und nach immer mehr Wissen dort heraus. Da ich immer noch sehr schwach war und mich schlecht konzentrieren konnte, versuchte ich das etappenweise. Immer mal 10 bis 20 min Recherche und wieder ausruhen. Das funktionierte ganz gut und ich bekam immer mehr ein Gefühl für meinen Körper, wann ich mit einer Tätigkeit aufhören musste, dass ich nicht „heißlaufe“. Ja, jedes Mal wenn ich mich in irgendeiner Weise überlastete, sei es ich wählte den Spaziergang zu groß oder ich recherchierte zu lange im Internet, wurde ich mit einem besonders spürbaren Leistungseinbruch bestraft. Nur wenn ich maßvoll mit meiner Energie umging konnte ich diese Einbrüche nahezu vermeiden. Und nicht nur beim Energiemanagement lernte ich immer besser auf meinen Körper zu hören sondern inzwischen ganz besonders bei den Nahrungsmitteln.

Mit den Ergebnissen und dem Einhalten meines Nahrungsmittelunverträglichkeitstests konnte ich meine Verdauung leider nicht entscheidend verbessern. Ich half mir bis zu diesem Zeitpunkt allerdings sehr mit Trennkosternährung. Das reduzierte die Kopfschmerzneigung um gefühlte 50%. So kombinierte ich Getreide generell nicht mehr mit Eiweiß. Obst wurde nicht mit Gemüse gemischt und rohe Nüsse oder Saaten aß ich nicht mit salzhaltigen Lebensmitteln. Wenn ich Getreide aß war es für mich deutlich bekömmlicher, wenn ich es lange kochte. So fand ich heraus, dass ich z.B. von 25min lang gekochtem Quinoa Kopfschmerzen bekam aber nicht mehr von 45min gekochtem. Auch Vollreis oder Vollkornnudeln bekamen mir besser, wenn ich die Kochzeit erhöhte. Das passte wieder vollkommen zu dem Bild, was mir Frau San schilderte: Das Kochen ersetzt das mangelnde Verdauungsfeuer.

Ich fand eine Liste im Internet, die ich vorher so noch nie irgendwo gesehen hatte: alle Lebensmittel wurden nach Wirkrichtung (ob sie im Körper die Energie eher nach oben oder unten lenkten) und Thermik (ob sie kühlten oder wärmten) eingeteilt und außerdem ob sie befeuchteten oder eher trockneten. Ich fand immer mehr dieser Listen aber sie unterschieden sich nur gering.

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Und auf einen Schlag hatte ich die Antwort auf meine Kopfschmerzen. Alle Nahrungsmittel in den Spalten „heiß“ und „kalt“, also beide Extreme bescherten mir diese Kopfschmerzen. Als ich diese Lebensmittel mied, konnte ich meine Kopfschmerzen nahezu auf Null reduzieren. Das war ein Erfolg! So versuchte ich mit meiner Nahrungsauswahl mehr bei neutral bis warm zu bleiben und das bekam mir sehr gut. Außerdem belas ich mich, was laut TCM-Ernährung sinnvoll war, um sein Verdauungsfeuer zu stärken. So ließ ich Milchprodukte völlig weg (sie befeuchten sehr stark und bilden viel pathogenen Schleim, wenn das Verdauungsfeuer nicht 100% fit ist) und auch Brot strich ich komplett aus meinem Ernährungsplan, da es schwer verdaulich ist und ebenfalls schnell Schleim bildet, wenn die Verdauung nicht optimal ist. Stattdessen aß ich nun drei Mal am Tag gekochte Mahlzeiten, die zu einem großen Anteil aus verschiedenen Eintöpfen bestanden. Trotzdem gelüstete es mir nach kalten Nahrungsmitteln besonders nach Tomaten in jedweder Form. Tomatensuppe, Tomatensaft konsumierte ich immer häufiger, da ich spürte, dass das meine Hitzesymptome (Durst, trockener Mund, leichte Unruhe, verkrampfter Bauch, Verstopfung) deutlich verbesserte. Das war ein Widerspruch für mich: auf der einen Seite das mangelnde Verdauungsfeuer und auf der anderen der Durst. Das konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht verstehen.

Einen großen Fortschritt brachte jedoch die Umstellung von Brotmahlzeiten oder ungekochtem Müsli zum Frühstück auf einen gekochten Getreidebrei. Das war eine angenehme Wirkung für den gesamten Vormittag.

All dieses Ausprobieren mit den Lebensmitteln brachte mir eine deutliche Verbesserung meines Zustandes auf gefühlte 60% meiner einstigen Kraft. Die Behandlung bei der Chinesin mit Akupunktur und Kräutermedizin brachte mich bis zum Mai wieder auf ein Kraftniveau von ca. 80%. In diesem Monat stieg ich wieder ins Arbeitsleben ein. Es blieb sehr anstrengend und ich musste enorm auf meine Ernährung achten aber bis zum Sommerurlaub hielt ich ganz gut durch und konnte sogar noch etwas an Kraft zulegen. Allerdings bekam ich mit zunehmender Kraft wieder mehr Kopfschmerzen, die diesmal nicht mit den Nahrungsmittlen zusammenhingen sondern mit den chinesischen Kräutern und der zunehmenden Hitze der Sonne ab dem Frühling. Die vertrug ich überhaupt nicht und Hut und Sonnenbrille waren meine ständigen Begleiter. Ab März probierte ich die sogenannte Steinzeiternährung und ließ Getreide und Hülsenfrüchte weg. Damit konnte ich die Müdigkeit nach dem Essen nochmals reduzieren. Aber die Hitze im Kopf wurde unerträglich und verstärkte sich durch die Behandlung von Frau San so dramatisch, dass ich nicht mehr bereit war ihre Kräuterrezepturen weiter einzunehmen. Auch auf die Moxibustion wurde ich zunehmend „allergisch“ und konnte nichts Wärmendes mehr ertragen. Ich zweifelte immer mehr an Frau Sans chinesischischer Diagnosen, ich hatte das Gefühl, dass sie etwas Entscheidendes übersah. Aber eines wusste ich ab diesem Zeitpunkt ganz sicher: Wenn die chinesischen Kräuter so eine starke Wirkung in die „falsche“ Richtung haben, dann haben sie auch das Potenzial stark in die richtige Richtung zu wirken…

So blieb ich zwar relativ kräftig aber meine Verdauung war immer noch ein Pulverfaß und ich hatte nun täglich Kopfschmerzen. Ich hatte das Gefühl: ein falsches Nahrungsmittel konsumiert und der ganze Stoffwechsel bricht wieder zusammen. Durch Frau Sans Akupunktur half sie mir sehr die Hitze wieder aus dem Kopf auszuleiten. Nach und nach fühlte ich mich besser und konnte so wenigstens einen schönen Sommer erleben.

Meine bevorzugte Medizinform war mit der Chinesischen Medizin gefunden. Jetzt brauchte ich „nur“ noch einen Therapeuten der diese Heilkunst richtig gut beherrscht.

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