15. Die echte Chinesin

Im Februar 2016 durchforstete mein Mann mit mir gemeinsam das Internet, um nach einer Akupunkturmöglichkeit in der Nähe zu suchen. Mir kam eine Bekannte in den Sinn, die von einer Chinesin im Nachbarort einmal behandelt wurde. Wir fanden die Praxis in der sie arbeitete im Internet. Diesmal klappte es ganz schnell mit einem Termin und ich konnte drei Tage später schon zu ihr.

Ich war sehr froh, denn als ich mich in die Praxis geschleppt hatte wartete eine wirklich sehr freundliche und aufgeschlossene Chinesin in ungefähr meinem Alter auf mich und nahm sich für die Erstanamnese viel Zeit. Sie konnte relativ gut deutsch sprechen und verstehen, fragte aber auch nach, wenn sie etwas nicht verstanden hatte. Frau San (Name geändert) hörte sich meine ganze Geschichte erstmal an. Als ich endete fragte sie genau wie der Chinesenmann vor einem Jahr erstmal nach den Infekten, die ich so hatte. Da wollte sie wirklich viele Details wissen. Als sie erfuhr, dass ich bereits viel Antibiotika bekommen hatte, rümpfte sie nur die Nase und sagte: „Hm, das ist Pech…“ Sie erklärte mir dann was mit mir los war und ich konnte das zum ersten Mal richtig nachvollziehen. Sie sagte, dass ich einen nicht auskurierten Infekt, eine Erkältung, im Verdauungssystem habe, so laufen alle Körperprozesse nur noch langsam ab und bilden Blockaden und „Müll“. Deshalb wäre es für mich ganz wichtig alles was ich zu mir nehme gekocht zu essen/trinken. Ja, das hatte ich so schon einmal gehört, aber nun mit dem Wissen eine „Erkältung“ im Verdauungssystem zu haben ergab das einen Sinn. Ich konnte mit so einem kleinen Verdauungsflämmchen gar nicht die in Rohkost schwer verdaulichen wertvollen Nährstoffe aufnehmen. Davon war meine Verdauung zusätzlich überfordert und mehr Müll war angefallen. Außerdem empfahl sie mir, da ich so stark unter Verstopfung litt, mal im Internet nach befeuchtenden Lebensmitteln zu suchen und einen Dosha-Test (Ayurveda) zu machen und mich nach meinem Stoffwechseltyp zu ernähren. Zusätzlich sollte ich viel gekochtes Wasser zu mir nehmen, am besten 10min gekocht. Meinen Körper sollte ich rundum warm halten, mit den Füßen nicht auf kalten Fliesen stehen.

Dann kam es zur Akupunktur. Ich war etwas angespannt, denn ich sollte auch den Bauch frei machen und da wusste ich, es würde Nadeln direkt dorthin geben und ich hatte Angst, dass das weh tun würde. Aber ich versuchte meine Zweifel im Zaum zu halten und ließ Frau San einfach machen. Ich hatte zuvor noch keine Akupunktur erhalten und war gespannt, was sie für eine Wirkung haben würde.

Dann gab es einen Moment, den ich nie vergessen werde. Frau San hatte noch nicht alle Nadeln gesetzt, da fing mein Darm an sich wieder zu bewegen und es waren Geräusche zu hören, die ich schon viele Monate nicht mehr wahrnehmen konnte. Das war ein unbeschreiblich erleichterndes Gefühl und mir kamen etwas die Tränen, weil die Wirkung der Nadeln so unmittelbar zu spüren war. Zusätzlich zu den Nadeln wandte sie noch Moxibustion bei mir an. Ich bekam also kleine Holzkistchen an Waden und Füßen installiert, die sie mit Bändern fixierte. In den Kistchen zündete sie einen Moxa-Kegel aus zu einer Art Zigarrenstummel gepresstem Beifußkraut an, bis er zu glühen anfing. Das roch sehr intensiv und ergab eine herrliche Wärme an meinen Füßen. Als sie alle Nadeln und Kistchen noch einmal kontrolliert hatte machte sie das Licht aus und verließ den Raum für eine halbe Stunde. Ich versuchte bewusst alle Fasern meines Körpers loszulassen und mich zu entspannen. Die halbe Stunde tat mir enorm gut.

Ich fühlte mich ein paar Prozent stärker als ich ihre Praxis verließ. Und ich hatte so viele neue Informationen und noch ein Kräuterrezept im Gepäck. Sie zeigte mir auch noch ein paar Körperübungen, die ich nun jeden Tag mit bewusstem Atmen ausführen sollte. Endlich konnte ich auch selbst etwas für mich tun und musste nicht immer auf den nächsten Termin warten. Ich war voller Enthusiasmus und wollte mehr über die Ernährung wissen, die sie mir empfahl.

Meine Übungen machte ich immer öfter, sie waren so leicht umzusetzen, dass es gar keiner großen Anstrengung bedurfte. Eher im Gegenteil, ich hatte danach das Gefühl etwas mehr Kraft zu haben. Im Internet las ich mich zuerst in die Ayurveda-Ernährung ein und kam durch meine Recherchen dann zur Ernährung nach chinesischer Medizin. So erfuhr ich, dass sich die chinesische Medizin vorrangig also aus Kräutermedizin, Moxibustion (das Erwärmen bestimmter Akupunkturpunkte), Akupunktur, den Bewegungsübungen (QiGong) und einer ganz individuellen Diätetik zusammensetzt. So hatte ich mit QiGong und der Diätetik endlich etwas gefunden, was ich selbst in die Hand nehmen konnte und ich schmökerte gern, um herauszufinden, was mir gut tun könnte.

Die Behandlung bei Frau San brachte in diesem Moment die Ahnung, dass die Chinesische Medizin das ist, was mich wirklich heilen kann. Mir kamen jetzt auch nochmal einige Hinweise des Chinesenmanns ins Gedächtnis, die jetzt durch die Erklärungen von Frau San einen Sinn ergaben. Durch die Akupunktur die mir schon auf der Liege so gut tat und sofort Wirkung zeigte und die Kräuterrezepturen, die ich jetzt wieder trank und mich schnell stärkten wusste ich, dass ich den richtigen Weg gefunden hatte.

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