Anfang März 2015 entschied ich mich noch während meines Infektes, den ich seit dem Urlaub am Brocken mit mir herumschleppte einen anderen Heilpraktiker aufzusuchen. Die Erfolge der letzten zwei Monate waren mir doch viel zu gering und auf wackligen Füßen. Ich wollte doch unbedingt wieder arbeiten gehen und allein durch einen Kräuterwurzelsud gesund werden zu können erschien mir immer mehr als abwegig. So durchforstete ich wieder das Internet, was es hier in meiner Heimatstadt noch so für Heilpraktiker gab. Zwischendurch war ich auch zu allerlei schulmedizinischen Untersuchungen, die aber alle ergaben, dass ich eigentlich gesund sei. Oft wurde mir eingeredet, dass mein Zustand allein psychosomatisch sei und ich nur Stress hätte. Ich solle mich einfach etwas ausruhen, dann ginge das von allein wieder weg. Jeder Arzt der mir so etwas in der Art sagte wirkte immer überaus sicher in dieser Einschätzung und dieser „Diagnose“, dass ich teilweise wirklich an mir zweifelte. Komischerweise fühlte ich mich aber mental gar nicht so schlecht? Ich hatte eine derartig große Motivation etwas zu finden, was mir hilft und vor allem Lust alle Dinge wieder tun zu können, die mir Spaß machten: Wandern, Radfahren, Ski(roller)fahren, Schwimmen und und und… Das war eigentlich untypisch für eine Depression. Zum Glück gelang es mir immer wieder die psychologischen Diagnosen von Internisten, Gastroenterologen und Allgemeinmedizinern bei Seite zu schieben.
Und genau das war der Umstand, der mir ab diesem Zeitpunkt im schulmedizinischen Bereich immer wieder begegnete: Ist apparatediagnostisch nichts erkennbar, MUSS es ja die Psyche sein. Aber ich fragte mich immer mehr, ob einem Kranksein nur zugebilligt wird, wenn etwas anhand der paar Blutwerte, Spiegelungen und Rönten-/ Sonographiebilder zu SEHEN ist. Der Körper besteht doch aus viel mehr biochemischen Prozessen, das kann man doch in diesen Verfahren überhaupt nicht alles erfassen. Auch kann man mit dieser Diagnoseform nicht feststellen, ob da noch pathogene Faktoren sind, die vielleicht persistierten und ihr Unwesen in meinem Körper trieben. Ein reiner Antikörpertest sagt auch nicht aus, ob diese Antikörper überhaupt erfolgreich waren und die Angreifer von ihnen eleminiert wurden. Aber ich machte mir keine weiteren Gedanken darüber und ging meinen alternativmedizinischen Weg unbeirrt weiter.
Therapeut Nr. 2 war ein recht nah an der Schulmedizin arbeitender Heilpraktiker. Damit meine ich lediglich die Diagnosemethoden, die er anwandte. Er nahm also Blut ab und besprach mit mir alle Parameter, die er bei meinem Beschwerdebild für sinnvoll hielt testen zu lassen. Ich war völlig erstaunt, was man alles im Blut messen konnte. Diese Blutuntersuchungen waren weitaus umfangreicher als alles, was man bisher mit mir unternommen hatte. So fühlte ich mich endlich aufgehoben und verstanden. Ich nenne diesen Therapeuten hier im Blog: Herr Emmat.
Herr Emmat nahm sich enorm viel Zeit mit mir und er tat meinen starken Erschöpfungszustand keineswegs ab und nahm meine Grippesymptome sehr ernst. Er gab mir verschiedene naturheilkundliche Mittel, die gegen Grippe und Viren ganz gut wirken würden. Dann warteten wir auf die Ergebnisse der Blutuntersuchung. Dabei wurden die Mitochondrienleistung, ATP samt Belastungstestung, organische Candidainfektion, EBV-Antikörper und viele andere Parameter untersucht. Und siehe da, meine Mitochondrien waren sehr geschwächt, der ATP-Belastungstest bzw. dessen Regenerationsleistung sehr mangelhaft und bestimmte Nährstoffe viel zu niedrig. Die Ergebnisse des Darmfloratestes meiner Hausärztin fand er auch besorgniserregend. Er besprach mit mir seine Behandlungsmethoden mit Infusionstherapie. Dabei würde er alle fehlenden Nährstoffe wieder zuführen, die durch die äußerst schwache Verdauung nicht aufgenommen werden konnten. Diese Infusionen nannte er immer Protokollinfusionen und er bestellte sie in einer Apotheke, die diese Infusionen herstellten. Zu jedem Termin wurde mein Infusionsbeutel noch mit extra Nährstoffen aufgefüllt, so wie meine Mängel gemessen wurden. Die Prozedur war nicht nur für mich sondern auch für Herrn Emmat immer eine große Tortur. Meine Venen waren so klein und dünn, dass man sie unter der Haut nicht erkennen sondern geradeso erfühlen konnte. Emmat hatte jedes Mal Mühe eine gute Position für die Infusionsnadel zu finden, teilweise floss es nur extrem langsam und er musste für mich extra Zeit einplanen. Für mich war das eigentlich nichts Neues: früher wurde ich beim Blutspenden weggeschickt, das sei mit meinen Venen einfach nicht machbar. Und beim Arzt zum Blutabnehmen gab es immer diese Probleme. Oft waren mehrere Versuche nötig, um von mir überhaupt etwas abzapfen zu können. Herr Emmat tat mir leid, dass er sich nun jede Woche zwei Mal damit herumplagen musste. Aber irgendwie kamen wir zurecht und versuchten es mit Humor zu nehmen.
Die Infusionen taten mir gut. Nach der dritten Woche also nach sechs Infusionen kam ein wenig Kraft zurück und das Grippegefühl ging weg. Ich hatte dann bald gar nicht mehr das Gefühl einen Infekt zu haben, das war sehr angenehm. Diese Therapie war zwar extrem kostspielig, jede Infusion kostete über hundert Euro und ich bekam pro Woche zwei Stück. Aber spürbar kam die Kraft zurück und verblüffend war, dass ich immer weniger müde war. Ich war früh ausgeschlafen und munter. Das allein war für mich schon eine wunderbare Entwicklung! Zwar ließ die Kraft und Ausdauer noch zu wünschen übrig aber das war endlich die schnelle Besserung, die ich mir gewünscht hatte!
Bis Anfang Mai bekam ich jede Woche meine zwei Infusionen. Ab Mai 2015 absolvierte ich mit „Infusionskraft“ eine Wiedereingliederung in meinen Orchesterjob. Es gelang und es reichte dann auch eine Infusion pro Woche um weiter an Kraft zu gewinnen.
Ich war froh, dass das so möglich war aber ganz unbeschwert war ich nicht. Es blieben die Kopfschmerzen, die wirklich superschlechte Verdauung und die Kraft war noch nicht wieder so flüssig zur Verfügung wie vor der Erkrankung. Aber ich konnte erstmal wieder arbeiten, wenn auch mühsam, aber so war alles wenigstens halbwegs „normal“. Um noch mehr „Durchhaltevermögen“ und weniger Kopfschmerzen zu haben erhöhte sich mein Kaffeekonsum auf zwei Tassen pro Tag. Ich achtete darauf, dass die Phase des Nachlassens der Wirkung des Koffeins nicht in meine Dienstzeit fiel. Da fühlte ich mich nämlich wirklich schlecht. Dieses Kreislaufloch wollte ich wirklich nur zu Hause erleben, wenn keine Verpflichtungen mehr anstanden.
So kam ich scheinbar erstmal ganz gut über die Runden………