Ende Januar 2015 durfte ich mich wirklich wieder auf gefühlten 80% wiederfinden. Endlich traute ich mir wieder einmal einen Ausflug auf unseren Lieblingsberg in der sächsischen Schweiz zu und wir unternahmen eine kleine Wanderung zum Lilienstein.
So schön der Ausflug für die Seele war auf dem Rückweg in der S-Bahn hatte ich ganzschön Kreislaufprobleme und ich fühlte mich schwach. Zum Glück hatte ich eine Packung Studentenfutter dabei (ich favorisierte aus irgendwelchen Kopfgründen immernoch Rohkost als die Nonplusultra-Ernährung) aber so richtig gab mir das auch nicht die Kraft zurück. Ich hatte oft das Gefühl von ganz plötzlicher Unterzuckerung. Wenn ich nicht sofort etwas gegessen hätte, wäre der Zustand noch schneller in die Kraftlosigkeit abgerutscht. Oft fühlte ich mich dann als würde ich gleich zusammenklappen. Ebenso war es mit dem Durst. Oft hatte ich einen trockenen Mund und ich brauchte immer eine Wasserflasche bei mir. Während der Heimfahrt kam die inzwischen schon gewohnte leichte Benommenheit ebenfalls zurück. Der Ausflug war also noch zu anstrengend. Aber meine Seele war glücklich, den Ausblick als Erinnerung mit nach Hause zu nehmen war wunderbar und meiner Mentalstärke tat die Frischluft äußerst gut. Zu Hause konnte ich mich dann wieder ausruhen.
Es dauerte drei Tage, bis ich mich von diesem Ausflug erholt hatte und ich achtete bei allen nächsten Spaziergängen darauf, dass ich meine Kraftreserven schonte und sie gut einteilte, dann ging es mir besser.
Anfang Februar dachte ich, dass ich im März wieder arbeiten gehen könnte, wenn die Entwicklung durch die chinesischen Kräuter so weitergehen würde. So meldete ich mich voller Enthusiasmus bei meinem Arbeitgeber zurück und vereinbarte eine Wiedereingliederung, um einen moderaten Einstieg zu haben.
Als Probe sozusagen fuhren wir Mitte Februar für eine Woche in den Harz. In der Woche zuvor holte ich mir beim Chinesenmann noch die „Urlaubsration“ an Kräutern. Er meinte nur beim Verabschieden, dass es wohl sein könnte, dass ich einen Infekt bekomme und ich solle mich dann bei ihm per Mail melden, dass er mir sagen kann, was zu tun ist. Das verstand ich nun gar nicht. Ich wollte doch gesund werden und nicht wieder krank! Einen Infekt konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen und ich glaubte nicht daran.
Am Tag der Abfahrt in den Urlaub erwachte ich mit starken Halsschmerzen. Das war irgendwie niederschmetternd. Ich wollte unbeschwert in den Urlaub fahren und dass die Entwicklung weiter bergauf ging. Stattdessen fühlte ich mich schlapp und schwach. Wir fuhren trotzdem und verbrachten eine eigentlich schöne Woche am Brocken. Doch der Infekt hatte sich so richtig bei mir eingenistet. Die Kräutermischung machte auch nicht, dass das wieder wegging, ich hatte eher das Gefühl, dass es davon noch schlimmer wurde. Wir unternahmen zwischendurch ein paar Miniwanderungen. Aber ich hatte überhaupt keine Kraft und ich war verunsichert, traurig, resigniert und wusste nicht, was mit mir geschieht. Ich war auch auf die Kräuter sauer, dass sie mich nicht gesund machten sondern ich mich wieder schlechter fühlte. Diese Halsschmerzen machten mir zu schaffen und gelegentlich kamen Kopfschmerzen dazu.
Die Kopfschmerzen kannte ich schon sehr lange. Das war ein Uralt-Problem von mir. Ich hatte schon so viel versucht und nachgeforscht, ich konnte deren Ursache einfach nicht herausfinden. Da aber viele Frauen in meinem Umfeld genau diese Kopfschmerzen auch kannten, nahm ich das als normal hin. Nur als sie immer häufiger auftraten, wurde ich irgendwann nervös, denn ich wollte die Menge an Schmerztabletten nicht erhöhen. Manchmal half mir eine Thai-Massage oder eine Tasse Kaffee. Nur wenn seine Wirkung nachließ fühlte ich mich sehr kreislaufschwach. Das nahm ich vorerst in Kauf. Aber dann kam Tag X und ich hatte auf einmal noch ganz andere Probleme…
Jedenfalls konnte ich diese Urlaubswoche gar nicht richtig genießen, mir ging es dafür wirklich zu schlecht und ich war so sauer, dass ich nichts Richtiges unternehmen konnte. Schon nach kleinsten Spaziergängen war ich platt. Mein Mann tat mir leid, wir hatten uns schon lange auf den Urlaub gefreut. Das war jedenfalls nicht die Entwicklung, die ich mir so sehnlichst erwünscht hatte. Aber ich will nicht ganz undankbar sein, ein paar Miniausflüge brachten tolle Ausblicke für die ich sehr dankbar bin:
Ich mailte wie vereinbart mit dem Chinesenmann und er wollte nur meine Symptome wissen. Dann sagte er, ich sollte den Tee weiterhin einnehmen. Weiter erfuhr ich nichts und ich fühlte mich etwas im „Regen“ oder hier besser im Schnee stehen gelassen. Ich nahm mir vor, wenn wir zu Hause sind nach einer anderen Möglichkeit der Behandlung zu suchen, denn ich war nun drei Monate in „Behandlung“ und jetzt war ich wieder so krank. Das entsprach überhaupt nicht meinen ehrgeizigen Vorstellungen von einer schnellen Gesundung und der Zustand so war kaum zum Aushalten.
Natürlich war mir damals nicht klar, dass ich bereits am CFS litt. Das erfuhr ich erst viel später. Und in dieser Zeit war mir überhaupt nicht bewusst, dass mit „schnell gesund werden wollen“ oder gar „müssen“ weil die Arbeit wartet nichts zu erreichen war. Und ich wusste vor allem nicht, dass der Infekt den ich damals hatte, hätte ich ihn in Ruhe und mit allen Regeln der Kunst des Infektauskurierens nach TCM beachtet (die ich damals noch nicht kannte) wäre ich der Gesundung bereits ein größeres Stück entgegengekommen. Aber ich habe mich nicht richtig geschont, zu viel gewollt und unter Druck gesetzt, zu viel gemacht und vor allem nicht richtig ernährt. Der Virus blieb also in mir drin. Dabei habe ich mich nur so verhalten, wie ich es von meinen Mitmenschen kannte. Ich machte nichts anders, als alle anderen…..