6. Die letzte Woche ohne Behandlung

Mitte Dezember 2014

Nun hatte ich noch eine Woche, in der ich mich noch ohne Behandlung „durchschlagen“ musste und ich beschäftigte mich mit dem Thema Ernährung. Seit dem Tag X wurde meine Verdauung von Tag zu Tag schwächer und mir ging es nach jedem Essen schlecht. Egal was ich aß, selbst gedünstetes Gemüse brachte mir ein Völlegefühl, noch mehr Abgeschlagenheit oder Herzrasen und Kurzatmigkeit ein. Aber durch meine körperliche Schwäche musste ich eigentlich an einem gravierenden Nährstoffmangel leiden. Durch die nachgewiesene Darmflorastörung sollte ich Probiotika zu mir nehmen. Ich probierte verschiedene Präperate aber ob es letztendlich half, konnte ich nicht spüren. Im Internet belas ich mich weiter und es wurde bei Verdauungsproblemen die Einnahme von Enzymen empfohlen. Das probierte ich aus und nahm für die nächsten Wochen und Monate ein Präperat zum Kauen mit Symeticon und Verdauungsenzymen ein. Ich hatte dann nach ein paar Wochen Einnahme wirklich das Gefühl, dass meine Resorption etwas besser war.

Schließlich probierte ich in dieser Woche fast reine Rohkost, laut westlicher Ernährungslehre ist ja in Rohkost die beste Nährstoffdichte vorhanden. Außerdem riet man allen, die keinen Krebs bekommen wollen sich vorwiegend von Rohkost, Säften und grünen Smoothies zu ernähren. Alles ergänzt mit hochwertigem Eiweiß aus Joghurt, Nüssen, Samen, Hülsenfrüchtensprossen, Getreidesprossen und Eiern. So aß ich Nüsse und Samen mit Obst, Salat mit geschmortem Hähnchenfleisch, Joghurt mit Sprossen aber Mittags verzichtete ich nie auf ein warmes gekochtes Essen. Aber in dieser einen Woche ließ meine verbliebene Kraft noch mehr nach und die Probleme beim Essen wurden noch gravierender. Auch nach einer natürlichen Multinährstoffbombe die man in Wasser einrühren konnte, fühlte ich mich keineswegs besser, obwohl da laut Werbung alles drin sein sollte, was der Körper an Nährstoffen täglich benötigt. Meine Kopfschmerzen wurden immer stärker, inzwischen hatte ich sie täglich und die Rohkosternährung, die ich noch einige Wochen fortführte brachte mich letztendlich keinen Schritt weiter. Zu allen Problematiken mit der Verdauung und der körperlichen Non-Belastbarkeit kam meine immernoch schmerzhaft verstopfte Nase, leichtes Halskratzen und dieser seltsam vernebelte Blick dazu. Ein Buch zu lesen war undenkbar. Ich musste jede Zeile x-Mal lesen, bevor ich sie verstand und es strengte enorm an. Selbst eine schöne Naturdokumentation im Fernsehen oder Musikhören war mir zuviel. Schon jede Kleinigkeit bedeutete für mich eine Reizüberflutung. Als ein befreundetes Päarchen zu Besuch bei uns war musste ich mich schon nach kurzer Zeit zum Schlafen verabschieden, ich konnte nur mit Mühe den Gesprächen am Tisch folgen und meine Augenlider wurden wie Blei. Außerdem hatte ich das Gefühl von starker Muskelschwäche. Als wäre alles aus Pudding und nicht in der Lage mich auf dem Stuhl zu halten. Ich machte mir richtig Sorgen, dass ich irgendwo einen ganz schlimmen metastasierenden Tumor in meinem Körper hatte, der alle notwendigen Versorgungsleitungen blockierte. Aber das war ja inzwischen alles abgeklärt, einzig die Magen- und Darmspiegelung stand noch aus, für die ich allerdings schon Anfang Februar einen Termin hatte. Darum beschloss ich mir keine weiteren Gedanken zu machen und darauf zu hoffen, dass mir wenigstens der Heilpraktiker weiterhelfen würde. Aber meine Schlafprobleme mit wirren Träumen und dem Hochschrecken beim Einschlafen dadurch, dass der Einatemreflex irgendwie nicht mehr funktionierte waren für mich wirklich extrem schwer zu ertragen. Ich hatte immer noch dieses Vibrieren im gesamten Oberkörper und im Kopf, als wäre er nicht ausreichend durchblutet. Wenn man ungünstig auf seinem Arm gelegen hat, dann bekommt man auch dieses unangenehme Kribbeln. Aber genau dieses Gefühl im Kopf zu haben, fühlte sich für mich äußerst bedrohlich an.

So verging irgendwie die letzte Woche in der ich mich medizinisch gesehen wirklich völlig mit meinen heftigen Symptomen alleingelassen fühlte. Wenn ich heute an diese Zeit zurückdenke, dann erschauere ich noch immer.

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